Samstag, 11. Oktober 2014

Hänsel und der Weg zurück?

Wenn schon Märchen, warum dann nicht gleich eines der dunkleren Märchen aus der grimmschen Sammlung hervorziehen und mit Farben anders erzählen?
Auf eine eigene Art neu verknüpfen, das reizte mich von Anfang an, nachdem ein Bekannter, ein Psychologe, mich auf diesen Gedanken gebracht hatte.
Weshalb also nicht auch einen psychologischen Schatten malen?
Und dabei  aus einem perspektivischen Mittel einen eigenen Charakter machen?
So haben die Figuren keine Gesichter aber einen erzählenden Schatten bekommen, der ganz andere Wege weist als man erwartet.
Interpretation von Grimms Märchen,Hänsel und Gretl , von Ingo Litschka
Denn wie muss es wohl in Eltern aussehen, die ihre eigenen Kinder im Wald zum Verhungern zurücklassen wollen?
Was sind das für Figuren?
Sind das wirklich nur Monster aus der Märchenwelt oder gab es solche Fälle nicht doch  in der Menschheitsgeschichte?
Aber sicherlich nur als Schatten unseres Bewußtseins, denn welches Land würde die eigenen Kinder opfern?



Im Wald will Hänsel nach dem Kätzchen schauen, dabei prägt er sich die Richtung in die gute, alte Zeit ein. Denn dort, in diesem zu Hause, in dieser Zeit, da war ja alles noch in Ordnung, da gab es nur den Hungerstod und keinen tödlichen unendlich weiten Wald.
Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka
Hänsels Glanzleistung bei Lichte betrachtet hat einen Schönheitsfehler, so wie er die gleiche Kleidung trägt wie seine Eltern, so will er zu dem Erbe seiner Kindheit zurück, das ihn fast ums Leben brachte...
Also die Lösung des Problems soll im Gestern liegen, in dem Gestern, das den sicheren Untergang bedeutet?





Der Weg bis dahin scheint so klar wie das Flackerlicht der Geschichtskerze...
Doch das Ziel selbst ist dünn wie eine Kulisse ...

Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka
 fast wie Humperdincks Stück, das auf die sichere Bühne verbannt, vor dem Publikum stattfindet. Eine Märchenoper für Kinder...
doch sind diese Archetypen nicht ganz machtlos und wehren sich einfach so verbandt zu werden, sie wollen doch fortleben in unseren Träumen ...








Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka
Aber Hänsels eigene Träume sehen ganz anders aus, ein Hänsel kann mit Sicherheit nur an eines denken, Essen. Er will nie mehr hungern, alles andere bleibt eine Skizze eines hungertötenden Traumes, den jeder unruhige, hungrige Hänsel träumt, doch nicht immer macht die Nahrung des Gestern auch wirklich satt. Einst sagte man mir:Träume seien Wesen zwischen dem wachen Leben und dem Andersland.
Satt machen sie allerdings niemand ...

Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka
Manchmal ist ein Käfig gar nicht so geschlossen wie der einer Hexe, aber ein Gedanke kann das schon erreichen, wenn er nur tief sitzt.
Noch immer im Gestern denkend kann ein Hänsel nur den Restmüll oder die verstrahlte Aschetonne aufwischen, sitzen und nebenbei eine weitere neue gefährliche Fassade aufstützen. Dabei sind die Biedermeier wirkenden Farben ganz friedvoll und das vernünftige Kerzchen ganz lebendig, und der Abgrund, der ist ja nur ein Schatten, oder?


Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka

und die Halbwertszeit der alten Öfen ist bestimmt auch nur ein Traum bei dem man sich nur dünn stellen  und kräftig nach Ueckers Methode aufwischen muss, damit die Hexe nichts merkt...











Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel unnd Gretel, von Ingo Litschka
So schleppt Hänsels Schwester immer blasser werdend den Haushalt der Hexe mit sich herum, er sieht keinen Ausweg aus dem dichten Gestänge des enger werdenden Käfigs des "man" und folgt der vernünftig erduldenden Kerze. Doch das alles eskaliert in der dritten Gestalt zu einem neuen Bild, das gleich einer Zäsur so manches zerteilt, was doch scheinbar festgeschrieben schien..









 Der Teil Gretel will sich mit der engen Bühne des Geschehens und dem Bücherrand nicht abfinden und sucht die Welt die sie doch einst kannte...
Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von Ingo Litschka

Erst als sich alles in den Erdkern und in die Seele zu brennen beginnt, als Hänsel in den strahlenden Ofen soll, da wehrt sich eine Gretel. Mit dem letzten Funken Selbsterhaltungstrieb versinkt das Übel Richtung Erdkern und kann so auch niemand mehr fressen. Zumindest nicht da unten...













Interpretation von Grimms Märchen, Hänsel und Gretel, von ingo Litschka
 Keinen Tag später ist bisher immer so vernünftige Kerze, einem Irrlicht gleich, spurlos verschwunden...
Vielleicht weil Nosferatus Fieber gewichen ist, man das Gestern unter den alten Trümern begraben liegenlässt und im Morgen nach einem weiteren Leben sucht?
Was wiederum eine neu verknüpfte Geschichte der Archetypen auslöst, wenn sich alle ihre Teile der Innenwelt vom Gestern endgültig gelöst haben. Dann brechen sie auf in eine andere ihnen fremde Außenwelt, die Entscheidungen abfordert, denn so ist die Freiheit, sie will sich entscheiden bevor sie zu einem aufgeblasenen Ersatz des Käfigs verkommt. Den lässt Hänsel nämlich endlich widerwillig  hinter sich und sucht einen sicheren Stand im Jetzt und Morgen.





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